Experten aus der Immobilienbranche schlagen Alarm: Es werden über 600.000 Wohnungen fehlen
21/02/2024 · Autor: Marius Grumbt
Laut Prognosen der sogenannten Immobilienweisen wird die Bundesregierung ihr Wohnungsbauziel künftig noch deutlicher verfehlen. Im veröffentlichten Frühjahrsgutachten wird betont, dass die Krise im Wohnungsbau tiefer ist, als es die aktuellen Baufertigstellungs- und Baugenehmigungszahlen zeigen.
Der Wohnungsbau profitiert noch von Projekten, die vor den deutlichen Zinserhöhungen gestartet wurden. Angesichts des starken Rückgangs der Baugenehmigungen und unter Berücksichtigung der Bauzeiten wird erwartet, dass die Fertigstellungen voraussichtlich auf 150.000 pro Jahr sinken werden. Die von der Bundesregierung angestrebte Marke von 400.000 rückt damit in weite Ferne. Schätzungen zufolge wurde diese Marke im Jahr 2023 mit etwa 270.000 erneut deutlich verfehlt. Die Experten warnen, dass der Neubau von Wohnungen angesichts der aktuellen Zinsniveaus, Baulandpreise, Baukosten und Mieten nicht rentabel ist.
Bereits jetzt fehlen mehr als 600.000 Wohnungen.
Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA), der das Gutachten an Bundesbauministerin Klara Geywitz überreichte, warnt vor einem sozialen Debakel. Die Wohnungsnot in Deutschland ist bereits akut. Bis zum kommenden Jahr wird erwartet, dass diese Zahl auf 720.000 steigt, und bis 2027 sogar auf 830.000. ZIA-Präsident Andreas Mattner bezeichnete die Analyse der Experten nicht nur als einen Weckruf, sondern in einigen Punkten sogar als regelrechten Sirenenalarm.
Der Hauptgrund für diese Entwicklung sind die seit dem Frühjahr 2022 gestiegenen Zinsen. Laut Harald Simons, einem der Immobilienweisen, sind damit praktisch alle Wohnungsbauprojekte fast über Nacht unwirtschaftlich geworden, was zu einem praktischen Stillstand im Wohnungsbau geführt hat. Der Experte bezeichnete die Situation als eine tiefe Krise im Wohnungsbau. Laut Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) würde erst bei einer Durchschnittsmiete von 21 Euro pro Quadratmeter eine 'schwarze Null' bei Wohnungsneuentwicklungen erreicht werden, was nach Aussage von ZIA-Präsident Mattner nicht realistisch ist. Er betonte, dass diejenigen, die trotzdem bauen, dem Bankrott entgegensehen.
Quelle: Spiegel online
Sicherlich sind gestiegene Zinsen und Baukosten Gründe für die Krise in der Baubranche, ebenso das Einkaufsverhalten der Bauträger und Projektentwickler in den 'guten Zeiten', die auf ein immer Weiterso gesetzt haben. Meiner Meinung nach trägt aber die Politik einen ebenso großen Anteil an der Misere, die seit Jahren mit ihren bürokratischen Überregulierungen auch hier einen ganzen Wirtschaftszweig massiv schädigt. Aber nach den Erfahrungen in nahezu allen Bereichen, ob Bildung, Verkehr, Industrie oder Verteidigung, war es letztlich nur eine Frage der Zeit, wann es auch die Bauwirtschaft erwischen wird.
Auch wenn der Mangel sicherlich für Vermieter durch höhere Mieten letztlich positiv auswirken wird, stellt sich auf der anderen Seite natürlich die gesellschaftliche Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Sozialverträglich wird diese Wohnungskrise allerdings defintiv nicht sein.